Die Oldenburger Palme – ein echter Oldenburger Züchtungserfolg
Große Neuigkeiten aus der Grünkohlforschung: Nach vielen Jahren intensiver Feldforschung, in denen mehr als 100 verschiedene Grünkohlsorten untersucht wurden, ist ein großartiger Erfolg gelungen: die Züchtung der Oldenburger Palme, einer eigenen Grünkohlsorte aus der Kohltourhaupstadt.
Ziel des Forschungsvorhabens des Botanischen Gartens der Carl von Ossietzky Universtität Oldenburg war es, die besten Eigenschaften bestehender Grünkohlsorten zu vereinen. Entstanden ist so eine echtes Superfood.
Aber was zeichnet die Oldenburger Palme eigentlich aus?
- Geschmackvoller Grünkohlgenuss: Die Oldenburger Palme schmeckt auch roh richtig gut, hat eine leicht nussige Nuance und ist weniger bitter als andere Sorten, da die Menge der Bitterstoffe reduziert wurde.
- Gekonnte Kombination gesunder Inhaltsstoffe: Die Neuzüchtung verbindet die vorteilhaften Inhaltsstoffe der Elternsorten.
- Klimaangepasst und trockenresistent: Unsere Palme ist robust und zeichnet sich dank seiner Klimaangepasstheit durch ein schnelles frühes Wachstum aus.
- Optischer Hingucker: Die Oldenburger Palme ist dank ihrer leichten Rotfärbung echt etwas Besonderes. Mit den krausen Blättern und dem hohen Strunk sieht sie gleichzeitig unverkennbar nach Grünkohl aus.
- Doppelt geerntet hält besser: Im Frühjahr sprießen entlang des Strunkes viele zarte Triebe, die eine leckere zweite Ernte ermöglichen.
Eine Sorte - alle Vorzüge
Die jahrelange Grundlagen-Forschung in Sachen Grünkohl hat sich gelohnt, die Fakten liegen auf dem Tisch: Brassica oleracea var. sabellica zählt zu den schmackhaftesten Nahrungsmitteln überhaupt. Allerdings sind die besten Eigenschaften der leckeren Pflanze auf ihre zahlreichen Varietäten verteilt, das heißt: Es gibt nicht die eine Sorte, die wirklich alle Vorzüge in sich vereint. Das sollte sich ändern. Die Forscher der Uni Oldenburg haben regionale und internationale Sorten gekreuzt, um den Grünkohl der Zukunft zu züchten: Brassica oleracea cv. oldenburgia, die Oldenburger Palme.
Der Grünkohlgarten der Uni Oldenburg
Sie stehen in Reih‘ und Glied in einem umzäunten Beet, das eher nach einem traditionellen Kleingarten aussieht als nach dem Schauplatz eines hoch ambitionierten Forschungsprojekts: große und kleine, schlank aufrechte und buschig ausladende, sattgrüne und rötliche Grünkohlpflanzen. Was es mit dieser Sammlung im nicht öffentlichen Teil des Botanischen Gartens auf sich hat, erklärt Dr. Christoph Hahn, der unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk C. Albach, Direktor des Botanischen Gartens Oldenburg, seine Promotion dem Grünkohl gewidmnet hat. „Es gibt rund 150 unterschiedliche Grünkohl-Sorten, die sich durch Eigenschaften wie Geschmack, Inhaltsstoffe, Blattfarbe, Wuchs, Krausigkeit oder Ertrag zum Teil deutlich unterscheiden.“
Grünkohl: Milde Italiener und herbe Amis
So seien italienische Grünkohlsorten wie Palmizio eher mild, während der amerikanische Kale und auch einige alte norddeutsche Sorten deutlich herber schmecken. Für deren stark kohliges Aroma sorgen Senföle. „Auf diese Glucosinolate haben wir bei unserer Arbeit ein besonderes Augenmerk gelegt“, so Hahn. „Denn diese sekundären Pflanzenstoffe prägen nicht nur den Geschmack mit, sie entfalten auch eine positive Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Sie können sogar krebsvorbeugend wirken.“
Grünkohl: Entweder nährstoffreich oder lecker
Im grünen, braunen, manchmal auch rötlichen Kohl steckt aber noch viel mehr. Mehr Vitamin C als in Zitronen zum Beispiel, mehr Beta-Carotin als in fast allen anderen Lebensmitteln und jede Menge Calcium und Vitamin K, die sich unter anderem günstig auf eine höhere Knochendichte auswirken. „Leider jedoch zählen die besonders nährstoffreichen Grünkohlsorten derzeit nicht immer zu den leckersten“, erklärt Hahn. „Wobei allerdings die traditionellen norddeutschen Gewächse besonders ausgewogen sind [...].“ Darauf ließ sich aufbauen.
„Winnetou“ ist der Häuptling unter den Kohlsorten
Der fast unangefochtene Favorit auf norddeutschen Feldern und Tellern heißt seit vielen Jahren „Winnetou“. Mit seinem mild-gefälligen Aroma, mit seinem robusten Wuchs und dem verlässlich guten Ertrag verdrängte er nach und nach andere Grünkohlsorten, die zum Beispiel weniger wiederstandfähig gegen Schädlinge waren. Dass die alte Sorten-Vielfalt nicht vollends verschwand, verdankt sich vor allem der Sammelleidenschaft des Saatgutzüchters Reinhard Lühring. Im Laufe der Jahre stöberte er in kleinen Gärten und an alten Höfen vor den Toren Oldenburgs zahlreiche regionale und lokale Sorten auf, rettete sie vor dem Aussterben – und half so dabei, den neuen Super-Grünkohl zu züchten.
Lecker und voller guter Inhaltsstoffe: die Oldenburger Palme
Viele der alten Sorten, die sich in den Kleingartenbeeten des Botanischen Gartens wie zu Hause fühlen, bringen Eigenschaften mit, die sich als wertvoll für den neuen Super-Grünkohl erwiesen haben. Die Oldenburger Palme vereint nicht nur höchsten Kohl-Genuss und eine hochwertige Nährstoffkombination, sondern macht auch nach einer winterlichen Kohltour zu einer schönen Pinkelwurst eine richtig gute Figur.
Blühender Grünkohl im Botanischen Garten Oldenburg
Nur sehr wenige Gemüsegärtner haben heute noch die Geduld, ihre Pflanzen blühen zu lassen, um dann das Saatgut zu ernten. Denn insbesondere beim Kohl ist dies mit hohem Aufwand verbunden: Pflanzen, an denen Samen reifen sollen, müssen mehrere Hundert Meter entfernt von jeder anderen blühenden Kohlpflanze stehen, da sie sich ansonsten gegenseitig bestäuben würden. Das Ergebnis wäre eine Kreuzung. Sortentypische Eigenschaften wie z.B. guter Geschmack, äußeres Erscheinungsbild oder andere Eigenschaften wären nicht mehr vorhanden. Zudem dauert es zwei Jahre, bis Grünkohlpflanzen endlich im Frühsommer ihre Knospen öffnen. Dann allerdings sprießen lange Stände voller kleiner, sonnengelber Kreuzblüten aus dem Kohl, die bei Bienen hoch im Kurs stehen. Eines der Schaubeete im Botanischen Garten von Oldenburg ermöglicht es Besuchern, diese seltene Blütenpracht zu erleben.
Aktuelles und weitere Informationen rund um die Grünkohlforschung