In den nördlichen Gebieten entfaltete sich der heutige Grünkohl geradezu und wurde besonders in der sonst eher nahrungsarmen Winterzeit zu einem wichtigen Gemüse. So ist Grünkohl zum oldenburgischen Gemüse schlechthin geworden.
Geschichte und Geschichten
In älteren Oldenburger Urkunden, selbst in der Stadtrechtsurkunde von 1345, gibt es immer wieder Hinweise auf den Kohlhof und Kohlgarten. Mit diesem ist stets der Gemüsegarten gemeint, weil der Kohl das wichtigste Gemüse war.
Die vemutlich allererste schriftliche Erwähnung eines Grünkohlessens im Oldenburgischen stammt aus der Feder des flämischen Philosoph und Philologen Justus Lipsius (1547 - 1606) in einem Brief, den er an seinen Freund verfasste. Während einer Reise hielt sich Lipsius im Oldenburgischen auf. Er verspottete das Essen und über den zweiten Gang schrieb er "Nun kommt der erwehnte zeite Gang, die Hauptschüssel. Eine ungeheure Kumme voll braunen Kohls! Ein Finger breit darüber fließt eine Brühe von Schweinefett. Diesen Ambrosia essen meine Westfälinger nicht, nein, sie verschliengen ihn!..."
So wichtig der Kohlgarten für die Bürger Oldenburgs war, so wichtig war der Kohl als tägliche Nahrung für den Normalverbraucher. Nach einer Ordnung im Jahre 1741 bekamen auch die Armen im Armenhaus dreimal in der Woche Kohl.
Oldenburg ist auch deshalb Kohltourhauptstadt, weil hier das gesunde Wintergemüse in hoher Qualität gedeiht. Der Grünkohl schätzt die klare, frische norddeutsche Brise, denn er ist ein naher Verwandter des „Meerkohls“, aus dem er vermutlich durch Zucht hervorging. Seinen Urahn überragt er freilich deutlich: Fast mannshoch kann die Pflanze werden, die deshalb auch „Oldenburger Palme“ genannt wird. Im Weser-Ems-Gebiet rund um Oldenburg wird mehr als ein Zehntel des gesamten Grünkohls in ganz Deutschland angebaut: fast 2000 Tonnen jedes Jahr.